Klimaneutrale Wärmewende läuft in der Region an

Wärmewende als Herausforderung für Kommunen, Industrie, Handwerk und Haushalte

Ziel: Klimaneutrale Wärme bis 2045

Dachau, 30.10.2024: Der Deutsche Bundestag hat 2020 das Gebäudeenergiegesetz (GEG) für den Klimaschutz und die Wärmewende verabschiedet. Das GEG stellt damit die Weichen für klimaneutrale Wärmeerzeugung und schafft Planungssicherheit für Bürger und Unternehmen.

Im Rahmen eines Vortrages, am 23.10.2024 in Markt-Indersdorf, stellte Lisa Badum, MdB die Rahmenbedingungen des GEG vor. Kernpunkte des Gesetzes sind die zukünftige Gewinnung von Wärme mit mindestens 65% erneuerbarer Energie, Entwicklung von  kommunalen Wärmeplanungskonzepten und die Deckelung der steigenden C02-Preise. Bis zu 70% Förderung sollen den fossilen Preistreibern entgegengestellt werden: Für die Wettbewerbsertüchtigung der Unternehmen und für soziale Gerechtigkeit.

Warum Wärmewende in Dachauer Land?

Die Ausgaben für russische Gasimporte waren in Bayern mit 5,6 Mrd. EUR (2020) so hoch wie in keinem anderen Bundesland. Gleichzeitig steigen die Mehrkosten durch CO2-Preise. Im Landkreis Dachau ist fossile Wärmeerzeugung noch die Regel: 44% Heizöl, 35% Erdgas und 5% Sonstige. Nur 16% stammen aus erneuerbaren Quellen. Gleichzeitig haben Solar- und Windkraft in Bayern noch hohen Nachholbedarf verglichen mit anderen Bundesländern. Im Rahmen des GEG will der Bund dem Freistaat Bayern 500 Mio. EUR für neue Wärmekonzepte zur Verfügung stellen.

Was bedeutet Wärmeplanung für Haushalte und Kommunen?

Für private Haushalte gilt: Ist eine Heizung intakt so ist kein Heizungstausch nötig bis 2044. Muss eine Heizung erneuert werden, kann eine moderne Pellet-, Öl- oder Gasheizung, Solarthermieanlage, Wärmepumpe, Hybrid- oder Brennstoffzellenheizung mit Fördermitteln installiert werden. Oder der Bürger greift auf Angebote der kommunalen Wärmeplanung (z.B. Fernwärme) zurück. Das GEG verpflichtet Städte über 100.000 Einwohnern ab 2026 zu einer kommunalen Wärmeplanung, für kleinere Kommunen ab 2028. So sollen kommunale Wärmenetze entstehen oder ausgebaut werden.

Zentrale oder dezentrale Wärmegewinnung?

Im ländlichen Raum mit niedriger Bevölkerungsdichte werden dezentrale Lösungen des einzelnen Haushaltes weiterhin dominieren. Bei höherer Haushaltdichte kommen dezentrale Wärmenetze ins Spiel: So versorgt das Abfallheizkraftwerk Geiselbullach bereits seit 2007 die Orte Olching, Geiselbullach, Bergkirchen, Günding und Feldgeding mit Fernwärme aus Abwärme. Derzeit sind dort bereits 65 % der Haushalte angeschlossen. Neuanträge haben bereits Wartezeiten. In Weichs-Eberbach versorgt eine Biogasanlage die Haushalte mit Fernwärme. In Tutzing wird die Abwärme des Starnberger Sees mit Wärmetauscher genutzt, um Wasser für Wärme oder auch Kühlung in einem Wassernetz für Haushalte und Industrie bereit zu stellen.

Bayern könnte 40 Prozent seiner Wärme aus der Tiefe holen

Auch Geothermie (Oberflächen- oder Tiefengeothermie) rückt zunehmend in den Fokus: Tief unter der Erde befindet sich z. B. ein riesiger Vorrat an heißem Thermalwasser in München. Die Stadtwerke München gewinnen daraus umweltfreundliche Fernwärme. Zuletzt mit einem neuen SWM-Geothermiekraftwerk, dem größten auf dem europäischen Kontinent, in Nähe des Michaelibades (siehe hier ). Bis 2033 soll die Anlage 75.000 Personen mit Fernwärme versorgen.

Wärmewende-Exkursion in Dachau

Lisa Badum besuchte mit Teilnehmern auch die Industrie im Dachauer Land. Seit Langem engagieren sich Industriebetriebe mit energieeffizienten Lösungen für Wärme und Kühlen in der Produktion zur Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Beim Ziegelhersteller Hörl + Hartmann (Dachau) besichtigte die Gruppe eine blueFlux-Anlage, die vergleichbar der Hydrolyse, Energie erzeugt (https://hoerl-hartmann.de/blueflux-update/). Nach Aussage des Unternehmens ein Meilenstein in punkto Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit bei der energieintensiven Herstellung von Ziegelbaustoffen.

Zweiter Anlaufpunkt war der Bierbrauer Amperbräu (Dachau). Auch der Brauprozess ist sehr energieintensiv, weil das Bier in den unterschiedlichen Produktionsschritten immer wieder gekühlt werden muss. Zudem verbrauchen die Pumpen, die die Tanks befüllen und leeren, sehr viel Energie. Die Bierbrauer von Amperbräu stellten den Besuchern ihr Gesamtkonzept vor.