Mit Katha Schulze zu Besuch in Obergrashof

Foto: Anja Mörk

So lange liegt der Ausflug nach Obergrashof zur biodynamischen Landwirtschaft noch nicht zurück, es ist der 7.Juni 2022, ein regnerischer Dienstag. Wir Dachauer Grünen schließen uns Katha Schulze an, auch Beate Walter-Rosenheimer ist dabei. Sie bringt auch ihre Leute aus dem Berliner Büro mit. Persönliche Begegnungen vertiefen das Verständnis füreinander, heute ist es wie so oft eine erfreuliche informative Veranstaltung. Salat und Gemüse aller Art werden hier seit etwa 30 Jahren mehr und mehr unkonventionell angebaut, geerntet und auf den Markt gebracht. In den letzten Zeiten eher regional. So oder so treffen die aktuellen Preissteigerungen bei Energie den Betrieb deutlich. Die Marktlage lässt kaum eigene Preiserhöhungen zu. Die Ware steht gewaschen und verpackt zum Transport bereit und muss raus, soll sie frisch beim Verbraucher ankommen.

Foto: Karin Beittel

Interessant ist die Sache mit dem Chicorée. Den kann man mühelos bis in die Winterzeit schieben und dann ernten und verarbeiten, wenn die Jahreszeit sonst kaum ein Wirtschaften zulässt. Freilich schaut das ein wenig seltsam aus, mir ist das auch völlig neu. Aber man muss eben Lösungen suchen und finden, wenn man in dieser Branche erfolgreich bleiben will und muss.

Foto: Karin Beittel

Es fühlt sich wie ein Schulausflug an und tatsächlich werden in Obergrashof immer wieder Schulklassen empfangen. Und nach sehr sehr langer Zeit sitze ich wieder auf einem ruckelnden landwirtschaftlichem Gefährt, jedes kleine Schlagloch bringt mich meinen Erinnerungen aus der Kindheit näher. Damals habe ich mich auf den Bulldog gesetzt und gewartet bis mein Opa kam, um auf’s Feld zu fahren. In Obergrashof muss ich nicht warten, das Tagespensum von Katha Schulze und Beate Walter-Rosenheimer fordert ein maßvolles aber bestimmtes Tempo. Es füllen sich die Sitzbänke auf dem eigentümlichen Anhänger.

Foto: Anja Mörk

Wir fahren vorbei an hohen Brennnesselstauden, die hier gewollt sind, Grundlage für Schmetterlinge und andere nützliche Insekten. Ich erinnere mich, dass es früher viele Orte gab, an denen diese Pflanze wuchs und meine Großtante daraus Tee gemacht hat. Soll sehr gesund sein. Die Felder sind teils mit engmaschigen langlebigen Netzen überspannt, sollen den Anbau vor allzu vielen Schädlingen bewahren. Das habe ich auf den mir sonst geläufigen konventionellen Feldern auch noch nie gesehen.
Weiter geht es zur Weide, bevölkert mit einer etwas kurzbeinigen Rinderrasse (Murnau-Werdenfelser), die vor Jahren fast verloren ging. Hier ist sie wieder willkommen, die Rinder stehen zusammen mit Nachwuchs in ihrem Revier und fühlen sich sichtlich wohl.

Foto: Stefan Haas

Katha demonstriert hier ihre Qualitäten als Kuhflüsterin. Der nächste Antrag zum Tierwohl im Landtag mag auch auf diese Begegnung zurück gehen! Dass es in einer eigentlichen Gärtnerei Platz auch für Tiere gibt liegt an der Erkenntnis, dass dies der natürlichste Weg ist Stickstoff und somit Dünger anzureichern. Eine Landwirtschaft, die auf natürlichen und umwelterhaltenden Zusammenhängen beruht, ist ein komplexes Gebilde, alles ist aufeinander abgestimmt. Wenn die Tierhaltung heute als Problem als Quelle von Treibhausgasen gilt, dann ist das in der Verantwortung des Menschen. Ein verträglicherer Nutzen der Tiere ist möglich und sinnvoll.
Nun kommen wir an den Gewächshäusern vorbei. Hier sind die Pflanzenfachleute gefragt. Ich merke mir, dass es etwa zehn Generationen braucht um eine erwähnenswerte neue patentfreie Züchtung zu erhalten. Eine Generation bedeutet oft zwei Jahre, es dauert also zwei Jahrzehnte.

Ob der leckere Rettich an der letzten Station, wieder unterm Dach, nun eine Eigenzüchtung ist, frage ich nicht. Ich esse ihn, samt den Möhren. Beides sind sehr leckere Kostproben. Dass es in so einen Betrieb viel mehr Angestellte gibt als ich bisher sehe, ist klar. Und es macht auch Sinn an diesem Ort einen Kindergarten anzusiedeln, wenn der Bedarf da ist. Es gibt ihn seit zehn Jahren … Und in diesen Tagen sollen endlich die Würfel für den Bau fallen. Solche Zeitspannen kenne ich auch aus meiner Gemeinde aus dem Bauausschuss. Schuld ist aber immer das Landratsamt! In den letzten Bauanträgen war auch einer zum Bau eines Tierwohlkuhstalls in Günding. Vielleicht wird sich bald auch dorthin ein Besuch lohnen. Die Zukunft liegt in unseren Händen.

Stefan Haas,
Ortsverbandsprecher Grüne Bergkirchen


Weitere Bilder und Berichte:
http://www.beate-walter-rosenheimer.de/1677-naturlandschaft-kulturlandschaft-besuch-auf-dem-obergrashof.html
https://katharina-schulze.de/besuch-auf-dem-bio-bauernhof-obergashof/
https://www.instagram.com/p/CehIxH2IpbU/?hl=de (Anja Mörk)

PS: Wir hatten viel Spaß

Foto: Anja Mörk